Personalberater vs. KI
von Lars Backhaus
Künstliche Intelligenz revolutioniert zunehmend alle Bereiche unseres Lebens. Sie optimiert Abläufe. Sie verarbeitet Daten in rasanter Geschwindigkeit. Sie spricht zu uns mit angenehm beruhigender Stimme. Und sie übernimmt jetzt schon in vielen Bereichen Aufgaben, die früher mehrere Menschen benötigten. Doch wie verhält es sich in der Personalbranche, wo der Mensch mit all seinen individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen im Mittelpunkt steht? Könnten geniale Algorithmen hier zukünftig die Rolle des menschlichen Personalberaters übernehmen?
In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Grenzen der KI und zeigen, warum der menschliche Faktor in der Personaldienstleistung weiterhin unverzichtbar bleibt.
Die unbestreitbaren Stärken der KI in der Personalbeschaffung
KI-Magie. Schnell, effizient und fehlerfrei
Personaler kennen das: Große Mengen an Bewerbungen müssen in kürzester Zeit gesichtet und weiterbearbeitet werden. Wo menschliche Kräfte bald versagen, kann eine KI binnen Sekunden Hunderte oder gar Tausende von Lebensläufen durchforsten, die relevanten Qualifikationen erkennen und sofort eine Vorauswahl treffen. Auch andere lästige Routineaufgaben, wie das Sortieren von Bewerbungen nach bestimmten Schlüsselwörtern oder das Einordnen der Kandidaten in Kategorien werden von der KI nicht nur schneller, sie werden auch fehlerfrei erledigt.
Faktenbasiert und fair
KI kennt keine Vorurteile. Während Personalverantwortliche bewusst oder unbewusst von ihrer persönlichen Intuition, Präferenzen oder ggf. sogar von Vorurteilen beeinflusst werden können, trifft die KI ihre Entscheidungen unemotional, fair und ausschließlich auf Grundlage von Daten. Sie analysiert Lebensläufe, Zeugnisse und andere Bewerbungsunterlagen und lässt dabei zunächst einmal das Geschlecht, das Alter oder die ethnische Zugehörigkeit vollkommen außer Acht. Hier ist uns die KI in puncto Fairness einen entscheidenden Schritt voraus.
Was die KI nicht kann: Der Faktor Mensch in der Personalberatung.
Empathie und emotionale Intelligenz
Obwohl künstliche Intelligenz also unzählige Aufgaben extrem effizient und präzise erledigen kann, fehlt ihr doch ein entscheidender Aspekt: die emotionale – man könnte fast sagen, die menschliche – Intelligenz. Denn Personalberater sind nicht nur dafür da, Lebensläufe zu durchforsten. Sie pflegen auch einen emotionalen Austausch mit dem Kandidaten. Konkret bedeutet das: Sie gehen auf die Bedürfnisse des Kandidaten ein, interessieren sich für seine Sorgen, Wünsche und Interessen. Sie führen ehrliche, vertrauensvolle Gespräche mit ihm. Als Personalberater sind wir in der Lage, uns in die „Schuhe des Bewerbers zu stellen“, ihn kennen- und verstehen zu lernen und so eine passende Position zu finden, die nicht nur auf dem Papier, sondern auch im wahren Leben funktioniert.
Kreative Lösungsfindung und Transferdenken
KI-Algorithmen laufen in festgelegten Parametern und Datenmustern wie geschmiert. Doch nur der menschliche Verstand ist bislang zu kreativer und unkonventioneller Problemlösung fähig. Ein erfahrener Personalberater denkt auch mal um die Ecke. Er hat die Vorstellungskraft, das Potenzial eines Kandidaten in neuen Kontexten zu verorten. So erspürt der Personalberater z. B. bei einem Kandidaten mit unkonventioneller Berufserfahrung eine kreative Denkweise, die wiederum für eine andere Stelle entscheidend ist. Dieses Transferdenken bleibt – Stand heute – unser menschliches Privileg.
Das Erkennen von kultureller Passung und Soft Skills.
Wer sich mit Personaldienstleistung auseinandersetzt, weiß, dass der entscheidende Faktor bei der Rekrutierung von Personal nicht ausschließlich die fachliche Kenntnis ist. Beinahe noch wichtiger für eine langfristige und gelungene Zusammenarbeit ist, ob ein Kandidat auch kulturell ins Unternehmen passt. Hier spielen sog. Soft Skills aber auch Charakter, Werte und implizite Erwartungen eine entscheidende Rolle – und diese können nicht oder nur ungenügend in Lebensläufen abgebildet werden. Hier geht es um Nuancen, die Art und Weise, wie jemand kommuniziert, wie gut er sich in ein Team integriert, und ob er mit den Werten und der Philosophie des Unternehmens übereinstimmt. Ein erfahrener Berater spürt schon im ersten Gespräch, wenn ein Bewerber ein Potenzial hat, das sich erst im Arbeitsumfeld voll entfaltet – eine komplexe menschliche Fähigkeit, die keine Maschine bislang nachahmen kann.
Die Macht des Netzwerks
Beziehungsarbeit
In der Personalberatung geht es darum, Türen zu öffnen. Und die Schlüssel zu diesen Türen sind langfristige, vertrauensvolle Beziehungen, die von Personaldienstleistern teilweise über Jahre und Jahrzehnte zu Unternehmen aufgebaut wurden. Solch ein starkes Netzwerk beruht in letzter Konsequenz auf einer hohen Übernahmequote und großer Zufriedenheit auf beiden Seiten – der des Arbeitgebers und der des Arbeitnehmers. Doch dahinter stehen Pflege, persönlicher Austausch und ein Verständnis für die Bedürfnisse und Ziele des jeweils anderen. Eine Personaldienstleistung wie PASIT lebt von ihrem großen, vertrauensvollen Netzwerk. Dieses zu pflegen und zu seinem Wachstum beizutragen, kann kein noch so genialer Algorithmus übernehmen.
Vertrauen und Verhandlungsgeschick
Um für eine Traumposition infrage zu kommen, braucht es Qualifikationen. Aber auch geschickte Verhandlungsskills des Personalberaters. Dieser bekommt vom Unternehmen einen Vertrauensvorschuss, und der Kandidat eine Chance. Und auch nach der Vertragsunterzeichnung agiert der Personalberater dann oft noch weiter als Vermittler zwischen Unternehmen und Bewerbern, wobei ihm beide Seiten ihre Wünsche und Bedingungen formulieren. Ein guter Berater weiß, wie er hier Missverständnisse aus dem Weg räumt, Kompromisse auslotet oder Lösungen findet, die für alle passend sind. Fingerspitzengefühl ist hier gefragt – KI jedoch hat weder Gefühl noch Fingerspitzen.
Zukunft der Personalberatung: Synergie von Mensch und Maschine
Die Frage der Zukunft lautet nicht, ob KI den menschlichen Personalberater ersetzt. Sondern vielmehr, wie Mensch und Maschine zusammenarbeiten können, um Mitarbeiter noch besser und effizienter zu vermitteln. Hier können beide Seiten ihr Bestes beitragen: Die KI dem Berater repetitive Aufgaben abnehmen, große Datenmengen verarbeiten und eine unvoreingenommene und faire Vorauswahl treffen. Der Personalberater hingegen mit mehr Zeit seine Kundenbeziehungen und Netzwerke pflegen und sich auf die wichtigen, zwischenmenschlichen Aspekte der Personalvermittlung konzentrieren.
Personalberatung vs. KI. Warum der Mensch das letzte Wort hat
In der Welt der Personalberatung gibt es keine Einheitslösungen. Denn sowohl die Karriereziele der Kandidaten als auch die Bedürfnisse der Unternehmen sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Wir Personalberater versuchen, diese beiden Welten miteinander zu vereinen. Wir nehmen uns die Zeit, auch dem zu lauschen, was zwischen den Zeilen gesagt wird. Gleichzeitig kennen wir die Unternehmenskultur unserer Kunden sehr genau. Wir sehen uns unser Gegenüber genau an, um auch seine eigenen Blind Spots zu verstehen. So erspüren wir beispielsweise, wenn ein Kandidat etwa explizit sagt, er suche nach einer Führungsposition – ihm aber eigentlich die Möglichkeit zur beruflichen Entfaltung und die Unterstützung durch sein Team viel wichtiger sind. Und stellen dann die richtigen Fragen.
Letztlich bleibt die endgültige Entscheidung über die Besetzung einer Stelle eine menschliche. Denn diese wird nie nur auf Grundlage von Fakten und Daten getroffen, sondern ist durch unsere Erfahrung, Empathie und Intuition gefärbt. Kein Algorithmus kann die Komplexität dieser Emotionen und Motivationen so tiefgehend begreifen wie ein erfahrener Berater – der sich die Zeit nimmt, den Menschen hinter dem Lebenslauf kennenzulernen und das passende Gegenüber für ihn zu finden.

Lars Backhaus
Personalberater / Geschäftsführer
Lars begann seine berufliche Karriere mit einer klassischen kaufmännischen Ausbildung in der Personaldienstleistung. Mittlerweile blickt Lars auf eine einschlägige 15-jährige Erfahrung in der Personaldienstleistung zurück.